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Baukulturgemeinde-Preis 2021
  • Gemeinde

    Innervillgraten
  • Region

    Tirol
  • Auszeichnung

    Anerkennung
  • Einwohner

    995
  • Gemeinde-Fläche

    87,79 km2

Projektdaten & Texte: Stand 2021

Der Erhalt der Kulturlandschaft und sanfter Tourismus sind den Menschen in Innervillgraten in Osttirol ein großes Anliegen. Da die steilen Hänge hier den Raum zum Bauen begrenzen, wurde es für die Nachkommen der fast 1.000 Einwohner:innen immer schwieriger, zeitgemäßen Wohnraum zu finden. Gleichzeitig stellte sich die Frage nach der Nachnutzung leerstehender Höfe immer stärker. In hoher handwerklicher Qualität sowie mit lokalen Materialen und in vielfältigen Formaten begann die Gemeinde alte landwirtschaftliche Bausubstanz wieder zu beleben und Besitzer:innen leerstehender Bauernhäuser zu einem Umbau zu inspirieren. Neues Wissen wurde in Form von Studierenden-Gruppen oder der Leerstandskonferenz ins Tal geholt.

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Wir haben nur gewisse Bereiche, wo wir siedeln können, und die müssen wir bestmöglich nutzen.

Josef Lusser, Bürgermeister

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Man muss so früh wie möglich in einen Diskussionsprozess kommen und Hausbesitzer:innen und Suchende zusammenbringen.

Thomas Kranebitter, Raumplaner / Roland Lanser, Vizebürgermeister / Christof Schett, Obmann Dorferneuerung

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Wir haben uns jahrelang damit befasst. Wir lassen nicht jeden bauen, wie er will.

Josef Lusser, Bürgermeister

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Ein großes Ziel ist, die Bevölkerung zu halten. Wir wollen, dass die Leute dableiben und sich entwickeln können.

Thomas Kranebitter, Raumplaner

Das Bergdorf Innervillgraten in Osttirol hat 995 Bewohner:innen. Ihnen gelingt der Erhalt ihrer einzigartigen Kulturlandschaft mit sanftem Tourismus und einer ideenreichen Nachnutzung der großen alten Bauernhöfe.

„Eines unserer großen Ziele ist es, die Bevölkerung in Innervillgraten zu halten. Wir wollen, dass die Leute dableiben und sich entwickeln können“, erzählt der Raumplaner Thomas Kranebitter. Den Spagat zu schaffen zwischen den Bedürfnissen junger Menschen nach Wohnraum und Arbeit einerseits und einem sensiblen Umgang mit begrenztem Siedlungsraum andererseits, ist eine Herausforderung.

Die leerstehenden Höfe, die keine Nachfolge finden, sind mehr geworden. Aktivitäten wie die Leerstandskonferenz „Leerstand ab Hof“, ein Projekt über zeitgemäßes, generationenübergreifendes Wohnen in Bauernhäusern oder Kooperation mit Universitäten sollen neue Lösungen in den Ort bringen.

Dorfladen und mehr
Und die Offensive fruchtet. So geht beispielsweise die Idee, ein kleines ehemaliges Geschäft gegenüber der Kirche als „dorf.ladele“ für bäuerliche Produkte und Handwerk wiederzueröffnen, auf einen Bürger:innenbeteiligungsprozess zurück. Der hintere Teil des Hauses wurde mit heimischem Handwerksgeschick für eine touristische Nutzung gestaltet. Und auch für das Obergeschoß gibt es Pläne: ein Co-Working-Space für Einheimische und „Coworkation“, eine Kombination aus Arbeit und Urlaub, soll entstehen.

Wohnbau statt Chalets

Das Interesse eines Investors an einem Leerstand im Zentrum weckte den Beschützer:inneninstinkt der Gemeinde. Anstatt des geplanten Hotels mit Chalets wurden Häuser mit leistbaren Wohnungen errichtet. „Boden g’scheit nutzen“ heißt die Devise. An anderen Stellen konnten leerstehende Höfe unter Verwendung heimischer Materialien revitalisiert werden.

Und das sagt die Jury

Die Gemeinde Innervillgraten erhält eine Anerkennung, weil …
… sie bei der Sanierung von alter Bausubstanz hohe handwerkliche Qualität beweist und lokale Materialien verwendet.
… sie sich aktiv mit der Nachnutzung von Leerstand auseinandersetzt und dazu verschiedene Formate ausprobiert.
… sie Studierende in ihre Entwicklung einbindet und so neues Wissen in den Ort bringt.
Die Jury empfiehlt Innervillgraten, den Weg der Auseinandersetzung mit Leerstand weiterzugehen. Gleichzeitig sollten aktive Bodenpolitik und längerfristige räumliche Planungsziele in den Fokus rücken.